„Wir fliegen nach Lanzarote“, erzählte ich meiner Freundin, die nicht nur meine, sondern vor allem auch engagierte Katzenfreundin ist. Sie hat schon viele Katzen, vor allem auf Fuerteventura, vor traurigen Schicksalen bewahrt. Sie macht regelmäßig Urlaub auf Fuerte, den sie dann nutzt, um den Tierschützern auf der Insel zu helfen. Sie sammelt Geld und leitet es nach Fuerte. Sie opfert auch ihre Urlaubstage und kümmert sich vor Ort um Kastrationen und medizinische Betreuung jeder anderen Art. Sie übernimmt natürlich Flugpatenschaften auf dem Weg zurück nach Deutschland. Sie vermittelt Katzen, die nach Deutschland „auswandern“ können, hier in Deutschland ein neues Zuhause. Und so war sie es auch, die uns, noch bevor sie „habt Ihr‘s gut“ seufzte, fragte, ob wir bei der Gelegenheit nicht 2 Flugpatenschaften übernehmen wollten. Ich war nicht sicher. „Du weißt, dass ich allergisch bin gegen Tierhaare“, sagte ich. Mich macht diese verflixte Allergie sehr traurig, aber sie ist eben da, und ich kann nun mal nicht mit Tieren leben.

Der Kontakt zu fremden Tieren ist meist noch schlimmer und komplizierter als zu mir bekannten Hunden oder Katzen – Allergien haben nun mal auch mit der Psyche zu tun. Ob ich wohl ein Tier auf einem Flug nach Hause begleiten konnte? Was erwartete man von mir? Was, wenn Hund oder Katze reisekrank würden? Was, wenn sie vor Angst beißen, kratzen, bellen…? Was, wenn uns niemand in Düsseldorf in Empfang nahm? Das war überhaupt die größte Sorge, die ich hatte. Was passierte, wenn niemand da stand? Ich kann Hund oder Katze nicht mit nach Hause nehmen – siehe oben. Bringe ich das Tier dann ins Tierheim? Haben die abends überhaupt noch geöffnet? An diesem Punkt angelangt, weihte ich meine Freundin in meine Zweifel und Überlegungen ein.

„Du brauchst Dich um nichts zu kümmern“, erklärte sie. „Die Tiere werden von der Tierhilfe vor Ort reisefertig gemacht. Sie haben Transportboxen, in denen sie die Tiere zum Flughafen bringen. Beim Check-In wirst Du sie treffen, denn das ist das einzige, was Du tun musst: Dein Ticket zeigen und den Hund oder die Katze „mitfliegen“ lassen. Die Betreuer werden das Tier dann einchecken und Du musst es nur in Düsseldorf abholen und auf dem Gepäckwagen in die Halle rollen. Dort steht dann der neue Besitzer und ein Mitarbeiter der Tierhilfe.“ Na gut, das klang machbar. Ich suchte Kontakt zur Tierhilfe Lanzarote und wurde im Internet fündig. Unter www.tierhilfesara-lanzarote.de konnte ich schon viel über die Arbeit auf Lanzarote und das Elend, das manche Tiere durchmachen, erfahren. Ich schickte eine e-mail an „Sara“ und bekam auch bald Antwort. Es sollte alles genauso ablaufen, wie meine Freundin es erklärt hatte. Als der Urlaub fast vorbei, rief die Tierhilfe uns an und wir verabredeten uns für den Abflugtag am Flughafen. Zwei Hunde seien reisefertig, sagte die junge Frau, und ihre neuen Herrchen und Frauchen in Deutschland warteten schon ungeduldig. Und wirklich. Da kamen sie, zwei große Transportboxen mit zwei noch etwas aufgeregten Hunden darin. Die Betreuer kümmerten sich liebevoll um die Tiere und erklärten uns, dass alle Impfungen vorgenommen worden seien.

Sämtliche notwendigen Papiere sowie ein Brief an die neuen Besitzer steckten in einem Umschlag, den wir auch mitnahmen. Ich hatte mir fest vorgenommen, nicht nach den Hunden zu sehen – aber es ging nicht anders. Ich mag Hunde besonders gern und als ich ein leises Quietschen hörte, war es vorbei. Große braune Augen schauten mich an und ich bedauerte sofort, dass der Hund nicht mit mir in die Kabine durfte. Auf diesem Flug kam keine Langeweile auf. Obwohl die Hunde nicht neben uns sitzen konnten, galt ihnen jeder Gedanke. „Hoffentlich haben sie keine Angst“, „Wie laut es dort im Frachtraum wohl ist?“, „Vielleicht sind sie eingeschlafen“ – so ging es die ganze Zeit. Landung. Endlich. Noch nie habe ich Koffer und Taschen so ungeduldig erwartet wie an diesem Dezemberabend. Vor allem aber wollten wir die Hunde abholen und das dauerte leider etwas länger, vor allem, weil ein Flughafenmitarbeiter Probleme hatte, die Boxen durch die Flügeltüren zu schieben.

Nach dieser Loriot-Nummer konnten wir endlich die Hunde auf unsere Gepäckwagen heben und los ging‘s. Meine größte Sorge war grundlos. Kaum hatten wir die Gepäckausgabe verlassen, sah ich auch schon jemanden winken. Strahlende Gesichter empfingen uns, das neue Frauchen war sichtlich gerührt und hätte am liebsten ihren neuen Freund auf vier Pfoten sofort aus der Box befreit. Das wäre natürlich unvernünftig gewesen und so zog die frischgebackene „Familie“ nach vielen „Danke, das war sehr lieb von Euch!“ und „Dass das noch vor Weihnachten geklappt hat, ist toll!“ Richtung Heimat. Wir waren sehr froh, dass „unsere Hunde“ zu netten Leuten kamen. Und ich werde künftig keinen Flug mehr „verschwenden“. Patentante sein ist wunderbar. Übrigens: den Flug hatten die Hunde ganz offensichtlich verschlafen…